Die Vision der SchulCloud ist, für Lehrer und Schüler jederzeit als digitales Nachschlagewerk aus der Cloud zur Verfügung zu stehen. Die SchulCloud soll sich von einem Learning Management System zum “Schulbuch des 21. Jahrhunderts” weiterentwickeln. Es soll so einfach zu bedienen sein wie ein Buch. Lehrer und Schüler sollen dieses Buch immer dabei haben können. Außerdem sollte das Schulbuch der Zukunft ergänzend eine Plattform zum Austausch von Lehrmaterial- und Informationsaustausch zwischen Lehrern Schülern bieten.
Die Bildungslandschaft in Deutschland
Seit Beginn des 20. Jahrhundert hat sich der Alltag von Schülern und Lehrern geändert. Das deutsche Schulwesen kann mit diesen Veränderungen in vielen Bereichen nicht Schritt halten, besonders wenn technische Innovationen in den Schulalltag integriert werden sollen. Bedingt durch die langsamen bürokratischen Prozesse zwischen Landes- bzw. Bundespolitik und Schule, werden klassische gedruckte Schulbücher weiterhin als Hauptquelle für Unterrichtsstunden in den Curricula vorgeschrieben. Für Lehrer und vor allem Schüler kann diese rückständige Entwicklung in vielen Bereichen einen Hauptgrund für die Verlangsamung der Lernprozesse darstellen.
In den kommenden Jahren werden aufgrund des hohen Altersdurchschnitts viele Lehrer in den Ruhestand gehen. Die hohe Akzeptanz gegenüber neuen Medien und die Medienkompetenz der nachfolgenden Lehrergeneration ist eine gute Voraussetzung, um das alte Schulbuch durch ein digitales Schulbuch abzulösen.
Genau das will SchulCloud leisten. SchulCloud soll die Bildungslandschaft in Deutschland nachhaltig zu verändern.
Papierverbrauch an deutschen Schulen
Deutschland verbraucht nach den USA, China und Japan weltweit die viertgrößte Menge an Papier. Pro Person werden in Deutschland jährlich rund 236 Kilogramm Papier verbraucht. Auf 45 Millionen Euro schätzt allein der sächsische Städte- und Gemeindetag die Kosten für Kopien und weitere Lehrmittel wie Bücher. Die Herstellung von zehn Büchern mit 200 DIN-A5-Blättern aus Frischfaserpapier verursacht rund elf Kilogramm CO2, Bücher aus Recyclingpapier immer noch rund neun Kilogramm.
Medien im Schuleinsatz
Der Einsatz von mobilen Endgeräten zur Darstellung von Lehrmaterialien könnte diesen Verbrauch reduzieren. Vor allem bei dem Einsatz von Smartphones funktionieren Schulen bisher, notgedrungen, nach dem BYOD-Prinzip (Bring Your Own Device). Diese Situation ist dem Mangel an Zuschüssen und Konzepten staatlicherseits geschuldet. Demzufolge hat sich in Schulen noch keine klare Linie herausgebildet, ob mobile Endgeräte zur Optimierung der Kommunikation im Schulalltag erlaubt sein sollten.
Sicherheitsproblem
Schulleiter und Lehrer stehen oftmals einem erheblichen Sicherheitsproblem gegenüber. Verschiedene Endgeräte mit unterschiedlichen Betriebssystemen und darauf installierten Applikationen werden eingesetzt. Kommuniziert ein Schüler per Smartphone mit einem Lehrer mittels der Applikation WhatsApp, sind bereits die privaten Daten der Schüler nicht mehr geschützt und für Lehrkräfte einsehbar. So verletzt der Lehrer geltendes deutsches Recht, da er eigentlich dazu verpflichtet ist professionelle (nicht privat genutzte) Soft- und Hardware zur Kommunikation mit Schülern einzusetzen. Dies führt vor allem auf Seiten der älteren Generation der Lehrerschaft zur Herausbildung eines großen Respektgefühls bezüglich der Nutzung von mobilen Endgeräten im Schulalltag.
Lernplattform Top-down
Ein großes Problem der meisten auf dem Markt vertretenen Lernplattformen ist das für die Entwicklung der Software und den anschließenden Vertrieb angewandte Top-down-Prinzip. Vor allem die Lehrerschaft möchte ihren Unterricht autonom gestalten und nicht gezwungen sein, ein LMS zu verwenden, welches nicht ihren Bedürfnissen entspricht. Auch deswegen werden wie eingangs des Kapitels beschrieben nur von etwa einem Viertel aller Lehrer ein LMS eingesetzt, keiner der Wettbewerber hält einen großen Anteil unseres Zielmarktes.
Markt der öffentlichen Schulen
Der öffentliche Bereich stellt den größten Marktanteil im Schulbereich. Im Gegensatz zu den Privatschulen sind die Zahlen in diesem Bereich stark rückläufig. Während 2003 noch 45.000 öffentliche Schulen existierten, waren 2010 nur noch rund 38.000 Schulen in Betrieb, was einem Rückgang von 18 Prozent entspricht. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Schüler um 11 Prozent von 11,6 Millionen auf 10,5 Millionen.[1] Man geht davon aus, dass die Zahl der öffentlichen Schulen weiter sinken wird. Hierdurch werden sie noch stärker gezwungen ihr Alleinstellungsmerkmal darzustellen. Diese Anforderung lässt sich mit Scolibri ideal umsetzen, weshalb auch von dieser Entwicklung profitiert werden wird.
[1] Vgl. Statisches Bundesamt (2011b), S. 29/45; Stat. Bundesamt (2011d), S. 145/151.
Marktpotential
In Deutschland gibt es insgesamt rund 40.000 Schulen, die von 11,5 Millionen Schülern und 750.000 Lehrern besucht werden. Der Markt lässt sich primär in private und öffentliche Schulen gliedern. Diese lassen sich wiederum in die Untersegmente weiterführende Schulen, berufsvorbereitende Schulen sowie den Vor- und Grundschulbereich unterteilen.
Generell ist der Schulmarkt sehr attraktiv, da er durch öffentliche Gelder finanziert wird. Auch private Schulen werden zu großen Teilen durch staatliche Gelder finanziert. Deutschland gab 2008 rund 87,5 Milliarden Euro für Bildung im Schulbereich aus. Beispielsweise stellt die Stadt Münster weiterführenden Schulen jährlich eine Kostenpauschale von 2.000 Euro und zusätzlich 7,50 Euro pro Schüler für den Kauf von Software zur Verfügung. Bei einer Schule mit 800 Schülern ergibt sich somit ein Software-Budget von 8.000 Euro pro Jahr. Auf Grundlage der Ausgaben der Stadt Münster ergibt sich für die 24.500 öffentlichen und privaten weiterführenden und berufsvorbereitenden Schulen mit ihren 8,5 Millionen Schülern ein Marktpotenzial von 112,7 Millionen Euro. Durch die staatliche Finanzierung genießen die Kunden eine hohe Bonität.
Markt für Schulsoftware
Der Markt für Schulsoftware ist mit rund 15 Jahren zwar recht reif für eine Technologiebranche, trotzdem ist der Markt nicht gesättigt, auch weil bisher keiner der Marktteilnehmer eine Marktführerposition erlangen konnte. Ein Grund ist die geringe Akzeptanz der Lehrer für die am Markt erhältliche Lernsoftware. So nutzen laut Studie der Initiative D21 gerade einmal 26 Prozent der Lehrer eine Online-Lernplattform. Gleichzeitig sehen 56 Prozent der Lehrer, die eine Lernplattform nutzen, diese als sehr oder äußerst hilfreich an[1]. Der Markt ist demzufolge sehr attraktiv. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Bereich der Lernplattformen ist die schnelle technologische Weiterentwicklung und die damit verbundene stetige Umwälzung des Marktes. Dieser Wandel ermöglicht den Markteintritt mit einem neuartigen, auf mobile Endgeräte ausgerichteten Konzept. In den USA sind Tablet-Computer und andere mobile Endgeräte mit Touch-Screen sehr verbreitet. So wurden bereits 2011 in den USA rund 1,5 Millionen iPads im Bildungsbereich eingesetzt.[2] Diese Entwicklung wird mittelfristig auch in Deutschland stattfinden. Somit bestehen ideale Voraussetzungen, um Scolibri einer breiten Nutzergruppe zugänglich zu machen. So besitzen bereits 88 Prozent der Jugendlichen über 14 Jahren ein eigenes Smartphone[3]. Laut JIM-Studie[4] haben 99% der Schüler permanenten Zugang zum Internet.
[1] Studie Initiative D21
[2] Vgl. www.wired.com (2012).
[3] Bitkom Studie 2012 – Jeder Dritte hat ein Smartphone
[4] vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2011), S. 5-6.